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Anregender Fachtag „vom Spielmobil zum Lernmobil“

Im gut besuchten Haus der Wissenschaft diskutierten einen Tag lang Vertreterinnen und Vertreter von Spielmobilen und Museen, Akteur:innen der Wissenschaftskommunikation und der Umweltbildung, sowie Engagierte aus der Gesundheitsprävention über die Perspektiven für temporäre Lern-Erlebnisstationen.

Im Jahr 1905 rüstete die Bibliothekarin Mary Lemist Titcomb ein Pferdegespann mit einem Bücherwagen aus, bediente unter großem Zuspruch der Bevölkerung einen großen Einzugsbereich der „Washington County Free Library“ und schuf damit ein neues Angebotssegment im Kulturbereich – mobile Serviceangebote, die wir heute noch kennen.  Darüber berichteten Prof. Dr. Renate Freericks und Dr. Dieter Brinkmann in ihrer Einführung und machten deutlich, dass mobile Angebote in vielen Freizeitbereichen heute eine gute Ergänzung zu stationären Lernorten wie Museen, Science Center oder Themenwelten darstellen. Wie funktionieren diese mobilen Angebote? Welche didaktischen Prinzipien sind grundlegend? Und in wieweit können die Ziele einer informellen Bildung eingelöst werden? Diese Fragen öffneten die Runde für eine ganze Reihe von Ansätzen und Projektbeispielen aus den Feldern Spielmobile, Outreach von Museen, Wissenschaftskommunikation, Lifestyle-Kampagnen und BNE-Aktion.

Für alle Teilnehmenden beeindruckend war eine mobile Ausstellung zur Suchtprävention unter dem Motto „Glück sucht dich“. Der ehemalige Berliner Doppeldeckerbus ist in ganz Sachsen unterwegs, vielfach in ländlichen Regionen und macht Station an Schulen und auf Veranstaltungen. Die Idee ist, durch ein partizipatives Angebot die Lebenskompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu stärken, einen bewussten Umgang mit Drogen anzuregen und eine Selbstreflexion über eigene Wertvorstellungen zu unterstützen. Nicht zuletzt ist das Arrangement mit zwei Schaukeln und einer Rutsche zwischen den Themenbereichen auch sehr unterhaltsam und kommt bei der Zielgruppe sehr gut an. Die Diskussion über Möglichkeiten und Perspektiven zeigte: In den „intermediären“ Räumen, die so entstehen, ist immer auch das „Spiel“ als Grundfigur mit enthalten – auch bei scheinbar schweren Themen. Gefördert wird das Vorhaben vom „Staatsministerium für Soziales und gesellschaftlichen Zusammenhalt“ des Landes Sachsen.

An weiteren Projekten, beispielsweise der Wissenschaftskommunikation zum Thema Energie und der spielerischen Umweltbildung, konnte man erkennen: Mobile Lernstationen begründen einen dynamischen co-kreativen und hoch attraktiven Erlebnisraum. Sie stehen in der Spannung zwischen der Gewinnung von Aufmerksamkeit mit eventartigen Elementen und der Unterstützung einer gesellschaftlichen Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität. Dabei basieren sie auf eigenen didaktischen Formaten (Lernkoffer, vollmobile Stationen oder temporäre Ausstellungen), haben einen starken Situationsbezug und schöpfen aus den Möglichkeiten vor Ort, beteiligen viele Menschen in partizipativen Settings und bieten mehr als Marketing für eine große Institution im Hintergrund.

Die Veranstaltung im Haus der Wissenschaft mit insgesamt sieben Vorträgen und zahlreichen Postern zu ganz unterschiedlichen Projekten ist bei allen Teilnehmenden sehr gut angekommen. Einig waren sich alle Beteiligten, dass mobile Angebote eine sinnvolle Erweiterung bekannter Ansätze der informellen Bildung darstellen. In der Bilanz des Fachtags wurden schließlich folgende Aspekte betont:

  • das Spiel als Modus der Weltaneignung bewahren,
  • die Mauern des Museums mit Outreach durchlässiger machen,
  • eine teilnehmerorientierte Umweltbildung durch mobile Formen stärken,
  • neue Wege für Wissenschaftskommunikation und gesundheitliche Aufklärung einschlagen und
  • mehr Wirkungsforschung für vielfältige Formen der temporären Lern-Erlebnisangebote realisieren.

Forschungsprojekt der HSB analysiert Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven

Hintergrund ist ein Forschungsprojekt im Cluster Lebensqualität der Hochschule Bremen unter der Leitung von Prof. Dr. Renate Freericks. Es beschäftigt sich mit den Strukturen temporärer Erlebnisangebote und analysiert Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven. Wie können Museen, Science Center, Spielmobile oder Nachhaltigkeitsinitiativen Menschen dort erreichen, wo sie sind – auf Marktplätzen, in Stadtteilen oder auf Schulhöfen? Und welche Rolle spielen mobile Angebote in der informellen, außerschulischen Bildung? Dies sind Leitfragen des noch bis Jahresende laufenden Projektes. Im Rahmen des Fachtags wurden nun erste Ergebnisse zur Diskussion gestellt und zahlreiche Praxisprojekte einbezogen. Eine Publikation der Ergebnisse ist über die Staats- und Universitätsbibliothek vorgesehen. Nachfragen gerne an Prof. Dr. Renate Freericks (renate.freericks@hs-bremen.de)

Informationen:

E-Mail: freizeitforschung@hs-bremen.de

Hochschule Bremen

Bei Fragen wenden Sie sich an:

Prof. Dr. Renate Freericks
Fakultät 3 – Gesellschaftswissenschaften
Hochschule Bremen – City University of Applied Sciences
Telefon: +49 421 59 05 3733
E-Mail: Renate.Freericks@hs-bremen.de

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